Arno Frank: Seemann vom Siebener

Das Freibad, denkt Josefine, ist wirklich ein seltsamer Ort. Alles, was draußen gilt, scheint hier drinnen seine Dringlichkeit zu verlieren. Das Gefühl kennt sie sonst nur aus Museen und Kirchen, oder von der Kirmes. Hier kommt noch eine schwere Süße dazu, das muss die Sonne sein. Wie Urlaub in der Kindheit, in Italien oder Spanien, später mit Max am Strand von Carrapateira, dazu das unwirkliche Glitzern der Sonne auf dem Wasser. Fehlt nur noch das herbe Frittenfett. Ist wohl noch zu früh. Ein Ort für Ertüchtigung und Müßiggang gleichermaßen. Es ist, denkt Josefine auf der Terrasse über der Freitreppe, als wäre sie im gepflegten Garten eines freundlichen Riesen zu Besuch. Ein umhegtes Eden mit strotzenden Hagebuttensträuchern und sauberen Mülleimern an jeder Ecke. Eine eigene Zivilisation, die nur sommers für ein paar Monate aufblüht, unter einem eigenen Netz aus Regeln.