Dilek Güngör: A wie Ada

Ada hat Angst, sie könnte sterben, bevor sie ihr Leben gelebt hat, bevor sie wenigstens angefangen hat damit. Sie ist schon mittendrin, doch sie weiß nicht, wie man das Leben lebt, denn das Leben, das sie jeden Tag lebt, kann nicht das Leben sein. Ada weiß nicht, wie sie leben will und ob überhaupt. Nein, sie will leben, aber nicht einfach so in den Tag hinein.
Wenn Ada gestorben ist, werden sie sagen, das Leben geht weiter, und Mutter wird sagen, man stirbt nicht mit den Sterbenden, und alle Lebenden werden weiterleben, und das tun, was sie tun. Dem Leben ist es schnurz, ob Ada gelebt hat oder nicht, ob sie ihr Leben gelebt, in vollen Zügen genossen oder einfach heruntergelebt hat. Da muss sie sich gar nichts groß denken.

Dilek Güngör, geboren 1972 in Schwäbisch Gmünd, ist Journalistin und Schriftstellerin. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. 2019 erschien ihr zweiter Roman Ich bin Özlem im Verbrecher Verlag. Ihr dritter Roman, Vater und ich, stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2021. Die Autorin lebt und schreibt in Berlin.

Dilek Güngör: A wie Ada. Verbrecher Verlag, Berlin 2024. 20 €