Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt
Es war einer jener Tage, an denen der Sommer ausklang. Davon gab es mehrere, mitunter waren es Wochen, und erst im Nachhinein würde man sagen können: Das, genau das war er, der Tag, an dem der Sommer abseitig wurde, etwas Verbrauchtes hatte. Die Blätter trocken, die Wiesen ausgetreten, zwischen den Sträuchern Verschwiegenheit. Was einmal Wärme gewesen war und Licht begann zu erstarren, loderte nicht mehr, war schon Vorgeschmack von Abschied. Und wie man etwas hinter sich lässt und doch aufhebt, weiß man mit einem Mal, das es zu spär ist für Sommerträume.
Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannstadt, Siebenbürgen.
Für ihre Romane wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, Zuletzt erschien 2017 der Roman »So tun, als ob es regnet«. Iris Wolff ist Mitglied im internationalen Exil-PEN. Sie lebt in Freiburg im Breisgau. Die Unschärfe der Welt ist nominiert für den Deutschen Buchpreis 2020, den Bayerischen Buchpreis in der Kategorie Belletristik 2020 sowie den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2020.